Obsternte an Straßen: Verkehrssicherheit und Schadstoffbelastung

Wir möchten dich eindringlich bitten, beim Ernten an Straßen besondere Vorsicht walten zu lassen. Unterschätze die Risiken nicht. Nach unseren Erfahrungen ist die Ernte in Straßennähe auch gar nicht notwendig. Es gibt genügend andere Standorte, an denen man sich um die folgenden Aspekte nicht scheren muss.

Verkehrssicherheit

Im Beamtendeutsch klingt das so: Für die Obsternte an Straßen gelten für Privatpersonen grundsätzlich die gleichen Maßstäbe an die Arbeitssicherheit wie bei der professionellen Straßenunterhaltung. Klingt spießig und aufwändig, aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir über den Sinn von Vorsichtsmaßnahmen eigentlich gar nicht nachdenken. Wir möchten dich bitten, dem Drang zur Ignoranz von Sicherheitsfragen nicht nachzugeben.

Vielleicht tragen wir jetzt etwas dick auf: Aber überlege dir bitte, ob du wirklich bereit wärst, im schlechtesten Falle deine Obsternte gegen Unfallopfer aufzuwiegen. Alternativ kannst du sie gegen den besonderen Aufwand zur Sicherung deiner Erntestelle aufwiegen oder ganz auf die Ernte an Straßen verzichten. Was ist da wohl die bessere Wahl?

Bedenke vor allem, dass du mit der Ernte von Straßenobst nicht nur dich selbst gefährdest, sondern unbeteiligte Verkehrsteilnehmer, die mit deiner Erntelust mal gerade gar nichts zu tun haben. Das fängt bereits bei einem abgestellten Fahrzeug, egal ob Auto oder Fahrrad, an. Vor allem auf Landstraßen sind solche Verkehrshindernisse nicht zu erwarten. Wer Auto fährt, kennt solche Überraschungsmomente, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Selbst eine Leiter oder eine Gruppe Menschen am Straßenrand beeinträchtigen Fahrer in ihrer Aufmerksamkeit.

Wie bei allen Obststandorten auf öffentlichem Grund ist das Besteigen der Bäume und die Nutzung einer Leiter untersagt. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu verstehen, dass das noch mehr für die Ernte am Straßenrand gilt.

Die Ernte auf Gehwegen ist im Grunde unproblematisch. Das Betreten der Fahrbahn ist natürlich nicht verboten. Es soll ja Menschen geben, die aus logistischen Gründen Straßen überqueren. Zur Obsternte raten wir eindringlich davon ab, die Fahrbahn zu betreten. Und weil das so ist, wollen wir auch gar keine Hinweise zur Ernte auf Straßen geben. Lass’ es einfach.

Auf eine weitere Selbstverständlichkeit sei hingewiesen. Straßenränder werden üblicherweise in der ein oder anderen Form gepflegt. Häufig sieht der Unterbewuchs an Säumen und unter Bäumen reichlich unspektakulär aus. Sei dir aber darüber im Klaren, dass sich Mitmenschen darüber Gedanken machen und dort Arbeit investieren. Mal mehr, mal weniger. Wer das Teilen von Obst befürwortet, nimmt darauf Rücksicht und vermeidet Beschädigungen im öffentlichen Raum. Den teilen wir nämlich genauso.

Schadstoffbelastung

Maulbeere im Ramdohrschen ParkWenn du innerstädtisch Obst erntest, darfst du noch einen weiteren Aspekt durchaus auf dem Schirm haben. Zwar ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Schadstoffbelastungen von innerstädtischem Obst und Gemüse nicht weit gediehen, aber Schadstoffbelastungen sind nachweisbar. In erster Linie geht’s dabei um Schwermetalle. Die gute Nachricht: Die Gemüsefresser trifft’s härter :o) Gemüse ist grundsätzlich stärker von Schwermetallbelastungen betroffen als Obst. Ein paar überschaubare Orientierungshilfen bieten sich an, um die Risiken weiter zu minimieren.

Die wichtigste Quelle für Schadstoffbelastungen ist der Autoverkehr. Je weiter dein Obststandort von (stark) befahrenen Straßen entfernt, desto geringer ist die Schadstoffbelastung. Eigentlich banal.

Barrieren wie Hecken, Haine oder Gebäude wirken abschirmend.

Je höher das Obst hängt, desto geringer die Belastung. Schließlich fallen die schweren Teilchen nach unten.

Je glatter die Oberfläche des Obstes, desto weniger Schwermetalle sammeln sich in diesen Ritzen. Gründliches Waschen schadet nie.

Als Orientierungshilfe kann dir dienen: Nüsse besser als Kern- und Steinobst, Kern- und Steinobst besser als Beeren.

Während wir den Grad der Lustverschmutzung durch Augenschein halbwegs abschätzen können, haben wir kaum einen kontrollierenden Zugriff auf die Bodenqualität. Wir haben in den seltensten Fällen eine Ahnung, was an einem Fundort früher los war. Die Brombeerhecken, die um ein gelbes Fass mit schwarzem Symbol (so ein Kreis mit 3 Dreiecken drumherum) wachsen, haben wir selbstverständlich nicht in unsere Karte aufgenommen. Überall Bodenproben zu nehmen oder jedes geerntetes Obst auf Belastungen zu untersuchen, kommt wohl weder für dich, noch für uns in Frage.

Wir haben durchaus auch Standorte in relativer Nähe zu Straßen oder mit sichtbarem Müll im Umfeld aufgenommen. So obliegt es auch bei der Frage nach Schadstoffbelastungen dir und deinem gesunden Menschenverstand, im Einzelfall zu entschieden, was du essen willst und was nicht. Für die Weiterbeschäftigung mit dem Thema empfehlen wir dir die Frage: Wie gesund ist die „Essbare Stadt“?